Letzte Aktualisierung 21. Juli 2022

Heute Morgen habe ich einen Newsletter versendet zum Thema „Wenn nichts mehr geht: 5 Schritte in die Veränderung“ (dazu später mehr). Der Newsletter war schon vorbereitet und bevor ich ihn heute losgeschickt habe, bin ich gestern Abend auf einen Blog aufmerksam geworden, der mich zutiefst berührt hat.

Er hat mich so sehr berührt, dass ich einerseits meine Gedanken in meinem Blog mit Ihnen und Euch teilen möchte und andererseits, um dem Wunsch eines Menschen nachzukommen und ihre höchst persönliche Aktion zu unterstützen.

Worum geht’s?

Es geht um Krisen und den Umgang damit. Es geht um Akzeptanz und das Leben, das sich von heute auf morgen verändern kann.

Vor 4 Wochen habe ich meine Freundin verloren. Für immer. Ein Jahr nach der Diagnose Krebs ist sie eingeschlafen. Am Anfang haben wir noch telefoniert. Sie hat erzählt, ich hörte zu. Wir glaubten fest daran, dass sie das schafft, denn die Ärzte sagten, dass sie eine gute Prognose hat. Während der Chemo und Bestrahlung schrieben wir ab und an eine WhatsApp-Nachricht. Zum Telefonieren war sie zu erschöpft. Am Tag vor ihrer Operation rief ich sie an. Ich wollte ihre Stimme hören und ihr Glück wünschen, Mut zusprechen und ihr sagen, dass ich in Gedanken bei ihr bin. Sie konnte kein Wort sagen. Wir wohnen über 300 km voneinander entfernt und ich konnte nicht bei ihr sein. Nach der Operation wurde sie stiller und stiller. Ganz oft hatte ich den Impuls, mich einfach ins Auto zu setzen und zu ihr zu fahren. Ich spürte aber, dass sie das nicht wollte. Wenn man fast 25 Jahre tief miteinander bereundet ist, spürt man das. Unsere dritte Freundin im Bunde ist über ihren Schatten gesprungen und hat sie trotzdem besucht und machte sich danach Vorwürfe, weil sie spürte, dass sie unsere Freundin überrumpelt hat. Es ging uns allen drei nicht gut mit dem, wie wir handelten und nicht handelten.

Es wurde noch stiller. Eine Woche vor Weihnachten erfuhren wir von ihrem Mann, dass sie nicht mehr nach Hause kommen wird, wir sie bitte so in Erinnerung behalten sollen wie wir sie vor der Krankheit kannten und, dass sie keinen Kontakt mehr zu uns haben möchte.

Das war so schmerzhaft. Schmerzhaft auf allen Ebenen. Das Wissen darum, die Freundin zu verlieren. Die Hilflosigkeit, nichts für sie tun zu können. Der Schmerz, dass wir uns nicht mehr verabschieden können. Bereits an diesem Tag, als ich das erfuhr, setzte die Trauer ein – Wut, Angst, Tränen über Tränen, Ohnmacht.

Wir haben uns nicht mehr gesehen. Ich vermute, sie hat all ihre Ängste, Gedanken und Sorgen mit sich selbst ausgemacht. Ich weiß nicht, wie die Zeit für sie war.

Ich für mich, habe nach meiner ersten Reaktion („das kann sie doch nicht machen“), ihren Wunsch respektiert. Da ich sie schon so lange und so gut kenne, wusste ich, dass Rückzug ihre Art ist, mit Sorgen und Krisen umzugehen. So war sie, Zeit ihres Lebens und das ist sie, bis zuletzt.

Ich bin sehr sehr dankbar, dass sie meine Freundin war und immer bleiben wird. Ich erfreue mich an so vielen schönen Erinnerungen und wenn mir danach ist, dann weine ich. So wie jetzt gerade.

Und dann treffe ich gestern Abend über eine virtuelle Bekannte auf den Blog von Sabine Dinkel.

Sabine hat zum zweiten Mal die Diagnose Krebs bekommen. Am 16. Mai 2017 beginnt ihre Chemotherapie. Einmal pro Monat bekommt sie ihre Infusion, insgesamt sechs Mal. Ihre Chemo dauert also 6 Monate.

Da ich in meinem früheren Beruf Krebspatienten begleitet habe, weiß ich, wie schlimm diese Zeit für die meisten Menschen ist. Ich habe „nur“ zugeschaut, wie es wirklich ist, können wir alle nur erahnen, sofern wir das nicht schon selbst durchgemacht haben.

Sabine hat beschlossen glücklich zu sein!

Sie hat vor einiger Zeit ein Buch über „Gamification“ gelesen und das unterstreicht ihr eigenes Lebensmotto „Lustiges Leben“.

„Gamification ist ein noch relativ neuer spielerischer Ansatz, der Menschen hilft, mit Stresssituationen und Ängsten besser umzugehen und diese sogar zu überwinden. Das Konzept basiert auf wissenschaftlichen Studien, die mit schwer Erkrankten, Depressiven, Unfallopfern und vielen anderen Menschen sehr erfolgreich durchgeführt wurden.“

Was bedeutet das für Sabine in der Praxis?

Sabine geht „raus“, redet und schreibt über ihre Erkrankung und die vermutlich schwere Zeit. Sie bittet um Hilfe – Freunde und fremde Menschen – und zwar mit einer ganz besonderen Aktion:

„Freudig durch die Chemotherapie – Ein Selbstversuch“

Sie wünscht sich in den 6 Monaten ihrer Chemo jeden Tag eine Postkarte – die Karte soll möglichst lustig sein und sie zum Lachen bringen. Auf der Postkarte soll man ihr eine Tagesaufgabe stellen, die sie ausführen möchte.

Ich möchte gar nicht mehr darüber verraten, denn das kann Sabine selbst am besten:

Hier geht’s zu Sabines Beitrag!

Vielleicht können Sie, liebe LeserInnen, nachvollziehen, dass ich beim Lesen von Sabines Blog zutiefst berührt war. Sabine geht mit ihrer Erkrankung, mit der Krise ganz anders um als meine liebe Freundin. Doch was ist jetzt richtig? Es gibt kein Richtig und es gibt kein Falsch. Diese Haltung lebe ich und das hat mir auch geholfen, die Entscheidung meiner Freundin zu respektieren. Jeder Mensch ist einzigartig und jede Persönlichkeit, jede Seele braucht für sich etwas Anderes.

Ist Ihnen in meinen Zeilen aufgefallen, dass ich das Wort „respektieren“ verwende? Ich habe die Entscheidung meiner Freundin respektiert, obwohl es mir sehr weh getan hat. Es war kein akzeptieren, denn das ist ein bedeutender Unterschied:

Respektieren bedeutet auch zulassen, tolerieren, würdigen, annehmen. Das hat meine Freundin verdient.

Akzeptieren bedeutet eher billigen, dulden, erlauben, einräumen.

All das, was sich nach der Diagnose für meine Freundin oder für Sabine verändert hat, hat auch viel mit Akzeptanz zu tun. Hinsichtlich der Akzeptanz, kann ich nicht für die Beiden oder andere Menschen sprechen, ich kann nur für mich sprechen.

In meinem heute versendeten Newsletter schrieb ich darüber „Wenn nichts mehr geht – 5 Schritte in die Veränderung“. Ich schrieb in einem beruflichen Kontext, doch ist dies ebenso auf diese höchst persönliche und private Situation übertragbar.

5 Schritte in die Veränderung:

  • ICH kann meine Sicht auf die Dinge verändern …Ich habe ihren Wunsch respektiert
  • ICH kann mein Verhalten ändern… Ich habe dankbar auf unsere gemeinsame Zeit zurückgeblickt, anstatt wütend zu sein, weil ich sie nicht mehr sehen kann.
  • ICH kann nur für MICH eine Lösung finden …
  • ICH kann Entscheidungen treffen …
  • ICH kann handeln …

Ich bin von Herzen dankbar, dass sowohl ich, als auch meine mir liebsten Menschen, gesund sind.

Ich wünschen Ihnen, von ganzem Herzen, Gesundheit.

Ich wünsche Ihnen, dass Sie in einer Krise, einen für sich guten Umgang mit dieser finden. Doch eine Botschaft habe ich: Denken Sie nicht, Sie müssen alles alleine schaffen! Hilfe annehmen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Zeichen der Stärke.

In diesem Sinne:

Bleiben Sie gesund!

Herzliche Grüße

Ihre

Sandra Liane Braun

PS: Wenn auch Sie in Zukunft den Weg raus aus dem Stress gehen wollen, melden Sie sich gerne zum kostenlosen Klarheitsgespräch mit mir an.